Lucky Punch in Gummersbach: Laerkes letzter Wurf ins Glück
Rückrundenauftakt und Hinspiel-Revanche geglückt! Bei seiner raschen Rückkehr als Pokal-Halbfinalist entführt der TBV Lemgo Lippe auch die Bundesligapunkte aus der Schwalbe-Arena von Gummersbach. Durch das 29:28 (16:14), dem jahresübergreifend dritten Ligaerfolg in Serie, verschaffen sich die Lipper im Tableau noch mehr Luft nach unten – und haken die „Gummersbach-Woche“ mit zwei Siegen ab.
Zum Spiel: 37 Sekunden waren von der Uhr, als Kian Schwarzer von Lukas Hutecek auf Linksaußen freigespielt wurde und seiner Mannschaft die erste Führung an diesem Abend bescherte. Nachdem Finn Zecher erstmals pariert hatte, erhöhte Niels Versteijnen auf 2:0 – eigentlich ein Start nach Maß für den erneut in Rot spielenden TBV. Doch unverhofft mischten sich Unkonzentrierten in die Offensivbemühungen der Lipper, die das Pendel umschlagen ließen.
Nachdem Jan Brosch nach vermeintlich regelwidrigem Vergehen am eigenen Kreis eine Zeitstrafe bekommen hatte, verwandelte Gummersbachs Goalgetter Blohme den fälligen Strafwurf zum 2:4 – der Gastgeber hatte das Spiel gedreht. Als Lukas Zerbe auf der Gegenseite vom Strich an Ivanisevic‘ Oberschenkel gescheitert war, nutzte der Tabellenneunte in Person von Ole Pregler den offenen Korridor in der Lemgoer Deckung zum 2:5 nach neun Minuten. Stück für Stück sollte sich der TBV jedoch wieder zurück ins Spiel arbeiten.
Versteijnen hatte im ersten Durchgang mit insgesamt sieben Treffern gehörig Anteil daran, dass der TBV gegen spielfreudige Hausherren zwischenzeitliche in Reichweite blieb. Hinzu kamen immer wieder teils spektakuläre wie wichtige Rettungstaten von Finn Zecher, so auch gegen Styrmisson nach knapp zehn Minuten. Doch der VfL verstrickte den Lemgoer Rückraum immer wieder in Direktduelle.
Dass der TBV über die Stationen 5:8 und 8:11 am Ende gar mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause ging, lag mitunter auch an der mangelnden Effizienz des VfL. Die Lipper hingegen stellten in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs ihre Reife unter Beweis und gingen durch Kian Schwarzers drittes Tor nach 28 Minuten wieder mit 14:13 in Führung. Zwei schnörkellos verwandelte Siebenmeter von Tim Suton brachten den 16:14-Halbzeitstand.
Die zweite Halbzeit startete aus Lemgoer Sicht vielversprechend, immerhin überstand der TBV auch das zwischenzeitliche Fehlen von Lukas Zerbe in Unterzahl schadlos, ehe dieser wenig später im Gegenstoß eine Steilvorlage von Schwarzer zum 22:18 vollendete (39). Doch Gummersbach blieb unbequem, provozierte Fehler aus der 6:0-Deckung und schaltete blitzschnell über den jungen Mathis Häseler um.
Nach einer Dreiviertelstunde hatte der Rechtsaußen den Anschluss hergestellt (22:21). Die Dramaturgie ähnelte bis hierhin dem Pokalduell. Den Lippern war etwas die Gradlinigkeit abhandengekommen. Als Gedeón Guardiola nach einem unabsichtlichen Gesichtstreffer eine Zeitstrafe gesehen hatte, bekam Zerbe einen Köster-Pass auf dem Silbertablett zum Gegenstoß serviert – 25:22.
Doch im Positionsspiel fand der TBV kaum noch ein Durchkommen. Die Quittung überreichte schließlich Tom Jansen, der seine Farben per Distanzhammer wieder mit 25:26 in Führung brachte (52.). Wie schnell es im Handball gehen kann, bewiesen die beiden Tempotore durch Simak und Suton. Nachdem VfL-Shootingstar Julian Köster per Dreher nur den Innenpfosten getroffen hatte, legte Schwarzer auf der Gegenseite das 28:27 nach.
Gummersbach zog durch Häseler gleich, 40 Sekunden vor Schluss bad Kehrmann zur letzten Auszeit. Der TBV wollte sich die Zeit zunutze machen: kein Überzahlspiel, dafür stets in die Tiefe und Freiwürfe provozieren. Gesagt, getan: Erst zog Versteijnen ein Foul, später Hutecek mit dem letzten Pass. Und wenn spielerisch nichts mehr geht, folgt Lemgos „Danish Dynamite“: Emil Buhl Laerke nahm Maß – und stach den Gummersbachern damit mitten ins Herz. Und weil dem Gastgeber die Zeit davongelaufen war, landete der letzte Wurf im Fangnetz.
TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Nach dem Pokalspiel war es schon eine Aufgabe für den Kopf, hier noch einmal zu bestehen. Wir wussten, dass Gummersbach die Niederlage wettmachen wollte und alles investieren wird. Kämpferisch haben wir von Anfang an dagegengehalten, kamen aber nicht gut ins Spiel und haben dann aber über eine verbesserte Abwehrarbeit Beton angerührt, sie zu Fehlern gezwungen und konnten das Spiel schon vor der Halbzeit ein wenig drehen. In der zweiten Halbzeit hatten wir an sich stets die Kontrolle, uns fehlte aber die letzte Konsequenz, um das Spiel früher zu entscheiden. Dann war’s am Ende sicher ein Krimi mit einem glücklichen Ausgang, sodass wir auch den zweiten Punkt mitnehmen. Insgesamt war es aber schon verdient. Jetzt sind wir sehr glücklich, dass wir die Gummersbach-Woche mit zwei Siegen bestritten haben.“
Emil Buhl Laerke: „Beide Spiele waren recht ähnlich. Wir hatten heute wieder etwas mehr Paraden auf unserer Seite und in unserem Angriff eine höhere Effizienz. Insgesamt ein verdienter Sieg.“
Niels Versteijnen: „Es war auf jeden Fall ein harter Kampf und ein geiles Spiel für die Zuschauer. Wir können trotzdem froh sein über diese so wichtigen zwei Punkte. Dass wir unsere Leistung von Samstag nochmal bestätigen konnten. Unser Mut wurde belohnt. Wir haben nie aufgegeben. Wir hatten am Anfang der Saison Probleme, aber wir kommen als Mannschaft immer besser zurecht und wissen, was wir aneinander haben.“
TBV Lemgo Lippe: Zecher (13/1 Paraden), Kastelic; Hutecek (2), Brosch (1), Simak (1), Laerke (3), Schagen, Blaauw, Schwarzer (4), Suton (4/2), Zerbe (5), Versteijnen (9), G. Guardiola, Carstensen
VfL Gummersbach: Norsten (3 Paraden), Ivanisevic (9/1 Paraden); Vidarsson (2), Kodrin (2), Köster (5), Blohme (2), Schroven (1), Häseler (7), Schluroff, Pregler (2), Styrmisson (2), Kiesler, Stüber, Jansen (4), Zeman (1)
Foto: Philipp Ising