Köln kann kommen! TBV gewinnt Pokalfight in Gummersbach
Wahnsinn! Zum dritten Mal hintereinander steht der TBV Lemgo Lippe im REWE Final4! In der ausverkaufen Schwalbe-Arena von Gummersbach bewahren die Lipper kühlen Kopf und bezwingen den VfL Gummersbach in einem hochspannenden Schlagabtausch mit 33:30 (18:14). Damit zählt der TBV zu den vier Teams, die bei der Final4-Premiere in der Kölner Lanxess-Arena am 15./16. April um den Gewinn des DHB-Pokals spielen werden – vor bis zu 19.750 Zuschauern.
Erfreuliches aus dem Lemgoer Lager gab es bereits vor dem Anwurf zu vermelden: Nach dreimonatiger Verletzungspause meldete sich Urh Kastelic wieder rechtzeitig fit für den Viertelfinal-Showdown in Gummersbach. Dennoch blieb der TBV während der Vorbereitung nicht von Hiobsbotschaften befreit: So musste TBV-Coach Florian Kehrmann nicht nur mit Samuel Zehnder (gebrochener Fuß) seinen torgefährlichsten Außenspieler ersetzen, sondern auch den Ausfall des angeschlagenen Isaias Guardiola verkraften.
Zum Spiel: Ungeachtet dieser beiden Ausfälle fanden die Lipper in der mit 4132 Zuschauern proppenvollen Schwalbe-Arena gut ins Spiel. Der TBV legte bei seinen Positionsangriffen die von Kehrmann im Vorfeld geforderte Konzentration an den Tag, während die Hausherren vor allem das Spiel über die Schnelle Mitte bzw. den erweiterten Gegenstoß forcierten. So entwickelte sich von Beginn an ein höchst unterhaltsames Spiel, über das der TBV im ersten Durchgang jedoch stets die Hand halten sollte. Nach dem 1:1 – Niels Versteijnen hatte den Torreigen eröffnet – erhöhten Lukas Zerbe per Strafwurf und Tim Suton mit gelungenem Solo auf 3:1.
Der starke Bundesliga-Aufsteiger (Platz neun nach der Hinserie) ließ sich jedoch nicht so leicht abschütteln und blieb mit postwendenden Antworten zunächst dicht dran. Doch obwohl der TBV die eigenen Angriffe vergleichsweise gemächlich aufzog, riss er mit vielen Kreuzbewegungen und Rotationen immer wieder Lücken im Gummersbacher Abwehrverbund, die unter anderem Versteijnen und Suton mit ihren Durchbrüchen zum 7:5 (12.) bestraften.
In Überzahl – Gummersbachs Stepan Zeman hatte Versteijnen im Gesicht getroffen – erwischten die Lipper dann die beste Phase. Nachdem Finn Zecher zunächst gegen Dominik Mappes bärenstark entschärfte, Versteijnen daraufhin ins leere Tor traf und Lemgos Keeper mit einer weiteren Parade auch den Dreher von Kian Schwarzer zum 9:5 (14.) einleitete, waren die Hansestädter im Flow. Eine erneute Zeitstrafe gegen den Gastgeber nutzte der TBV, um sich weiter abzusetzen: Versteijnen per sehenswertem Trickwurf aus der Drehung und Bobby Schagen vollendeten die bis dato beste Lemgoer Phase zum 11:6.
Obwohl das Alu und der eingewechselte Gummersbacher Fabian Norsten das ein oder andere Mal weitere Einschläge verhinderten, blieb das Lemgoer Polster über 14:9 und 16:12 stets komfortabel – auch weil Zecher immer wieder äußerst sehenswert zur Stelle war. Und: Im Positionsangriff fand der Liganeunte gegen den Lemgoer Mittelblock um Simak, G. Guardiola und Brosch kaum mal ein Durchkommen.
Der Lemgoer Vier-Tore-Vorsprung aus Halbzeit eins war bis Minute 40 auf einen Treffer geschmolzen (22:21). Gummersbach verteidigte gerade im Zentrum nun deutlich kompakter, allerdings ließen die Lipper auch einige Gelegenheiten auf dem Präsentierteller liegen. Längst hatte sich ein richtiger Pokalfight entwickelt. Nach Kehrmanns Auszeit ging der TBV konsequent mit Simak und G. Guardiola als Kreisläufer ins 7:6 – und wieder einmal trug dieser taktische Kniff Früchte.
Lemgo zog den Kopf aus der Schlinge, Zerbe und Suton verschafften wieder Luft. Als Zecher beim Stand von 26:22 nach 47 Minuten erst den Ball an den Pfosten lenkte, vereitelte er auch noch den Abpraller herausragend mit dem Fuß. Die Gäste sahen sich wieder mit fünf Treffern vorn, doch fanden nach eigenem Angriff nicht immer rechtzeitig den Rückzug. Als Mappes vom Siebenmeterpunkt auf 30:28 verkürzte, waren noch fünf Minuten auf der Uhr.
Wie schon zuvor an diesem Pokalabend war es Lukas Hutecek als Denker und Lenker im Lemgoer Angriff, der in dieser hitzigen Phase die Nerven behielt und sich einmal mehr mit Erfolg ein Herz fasste. In der Crunchtime fand der TBV auch in der Abwehr zurück zu alter Stärke. Als Kian Schwarzer von Ellidi Vinarsson im Kreis gelegt wurde und so eine Zeitstrafe gegen den Isländer herausholte, hatte Lukas Zerbe die Entscheidung in der Hand. Doch was ihm in jenem Augenblick vom Punkt aus verwehrt blieb, war Lemgos Nationalspieler schließlich in der letzten Minute vergönnt: Nach der Auszeit vollendete er als Einläufer zum 33:30-Endstand. Der Rest war grenzenloser Jubel über das erneute Erreichen des REWE Final4.
TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Unglaublich. Ich kann das noch gar nicht begreifen, dass wir zum dritten Mal in Folge ins Final4 eingezogen sind. Wir haben ein enges Spiel erwartet. Wir hatten von Anfang an über die Abwehr die Kontrolle über das Spiel, hatten so diese Sicherheit, uns Bälle holen zu können, wenn wir mal kein Tor machen. In der zweiten Halbzeit tun wir uns zunächst schwer im Angriff und dann hilft uns das 7:6. Unglaublich, wie wir uns dann wieder absetzen konnten und einfach immer wieder diesen Abstand haben – trotz der teils einfachen Gegentore in dieser Phase. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft und wir werden diesen Abend jetzt einfach genießen.“
TBV Lemgo Lippe: Zecher (1 Tor / 12 Paraden), Kastelic; Hutecek (5), Brosch (2), Simak (2), Laerke (1), Schagen (2), Schwarzer (3), Suton (7), Zerbe (4/2), Versteijnen (5), G. Guardiola (1), Carstensen
VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic; Vidarsson (2), Kodrin (1), Köster (3), Blohme (8), Schroven, Häseler, Schluroff (3), Mappes (8/5), Pregler, Styrmisson (2), Kiesler, Stüber (1), Jansen (2), Zeman