1. Juni 2023

30:25! Heimserie gegen Hamm ausgebaut

Mit dem zehnten Heimsieg der Saison – nun sind es sechs Siege am Stück in der Phoenix Contact-Arena – hat der TBV Lemgo Lippe den kürzlichen Klassenerhalt vom Team HandbALL gekrönt. Obwohl die Lipper gegen den ASV Hamm-Westfalen fehlerhaft in beide Halbzeiten starteten, zwangen sie das wehrhafte und spielerisch gefällige Schlusslicht mit 30:25 (16:13) in die Knie. Überragende Akteure: TBV-Keeper Urh Kastelic mit 20 Paraden und Tim Suton, der all seine acht Versuche versenkte – und das teils in neuer Rolle.

Zum Spielverlauf: Gut viereinhalb Minuten Anlaufzeit benötigte der TBV, um gegen den bereits als Absteiger feststehenden Gast aus Hamm erstmals jubeln zu können: Tim Suton, der fortan eine bärenstarke erste Hälfte hinlegen sollte, bat den stämmigen Mittelblock um Stefan Bauer und Mait Patrail zum Tanz und traf zum Anschluss (1:2). Trotz zwischenzeitlich doppelter Überzahl – Fabian Huesmann und Bauer waren ihre Gegenspieler zu hart angegangen – konnte der TBV hieraus keinen Profit schlagen. Allen voran Niels Versteijnen blieb jegliches Glück im Abschluss in der Anfangsphase verwehrt. So übernahm zunächst der spielerisch gefällige Gast das Kommando – auch weil Lemgo in der Abwehr die letzte Konsequenz vermissen ließ.

Nutznießer war des Häufigeren Savvas Savvas, der aus halblinker Position nach etwas mehr als zehn Minuten mit seinem dritten Tor zur höchsten Führung der Westfalen traf (4:7). Der TBV schüttelte sich kurz – und fand vor 3116 Zuschauern in der Phoenix Contact-Arena zurück zu alter Manier. Erst vollendete Samuel Zehnder den Gegenstoß nach einem Offensivfoul, dann fischte Urh Kastelic den Abschluss von Hamms Zintel aus dem Eck. In höchster Bedrängnis legte Hutecek den Ball quer auf Jan Brosch, der auf 6:7 stellte, ehe Lemgos Spielmacher wenig später seinem Bewacher entwischte, erst selbst den erneuten Anschluss (7:8) und in Minute 20 schließlich den 9:9-Ausgleich herstellte.

Doch der ASV Hamm zeigte sich unbeeindruckt und antwortete höchst sehenswert: Ein Kempa-Zuspiel von Jan von Boenigk vollendete Savvas zur erneuten Zwei-Tore-Führung (10:12). Es folgte die beste Lemgoer Phase: Ein Hutecek-Steal ging dem 12:12-Ausgleich durch Zehnder voraus, Kastelic lenkte den Wurf von Huesmann an den Pfosten. Den Querpass von Emil Buhl Laerke vollendete Tim Suton erst zur ersten Führung an diesem Abend– ehe Lemgos ehemaliger Nationalspieler in seiner neuen Rolle als Kreisläufer – Gedeón Guardiola hatte sich im Abschlusstraining verletzt – per Doppelpack nachlegte. Mit drei Toren Vorsprung ging es in die Pause.

Der TBV erwischte auch nach dem Seitenwechsel einen schweren Start: Gut zweieinhalb Minuten waren von der Uhr, als ein blitzschnell umschaltender ASV durch Savvas zum Ausgleich traf und einen 3:0-Lauf krönte. Urh Kastelic hielt seine Teamkollegen in dieser Phase im Spiel, mehrere Paraden ebneten den Weg zur erneuten Lemgoer Führung: Laerke brach nach sechs Minutene den Lemgoer Torlosbann, Zehnder erhöhte vom Punkt auf 19:17. Es folgte eine skurrile Szene, als Lukas Zerbe Kopf und Kragen riskierte, um ein langes Zuspiel von Brosch noch zu kontrollieren. Dies misslang, woraufhin der pfeilschnelle Rechtsaußen nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte, mit einem Satz ins Tornetz hechtete und hinter der Bande landete. Ein Glück: Das Lemgoer Eigengewächs konnte trotz zunächst schmerzverzerrten Gesichts weitermachen.

In der Schlussviertelstunde brachte der TBV den zwischenzeitlich auf fünf Tore angewachsenen Vorsprung über die Runden. Einzig in Minute 52 schien es nach Bauers Treffer zum 25:23 noch einmal brenzlig zu werden. Doch Kastelic war in den entscheidenden Momenten zur Stelle, hielt beim Stand von 27:24 äußerst sehenswert gegen den heranstürmenden Yonatan Dayan und wurde völlig zurecht vom Lemgoer Publikum mit „Uri“-Sprechhören gefeiert. Zehnders wuchtig vollendeter Gegenstoß markierte den Schlusspunkt eines durchaus unterhaltsamen Handballabends.

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Ich hatte befürchtet, dass es ein schweres Spiel für den Kopf werden würde. Wir hatten eine Fokuswoche mit dem Team HandbALL, die wir letztlich mit drei Siegen in sechs Tagen gemeinsam super gelöst haben. Ich bin heute hundertprozentig einverstanden mit der Einstellung, mit dem Kampf und dem Willen, mit dem die Jungs heute ins Spiel gegangen sind – und deshalb haben wir heute auch gewonnen. Großen Respekt auch an das Publikum. Obwohl nicht so viele Leute in der Halle waren wie zuletzt, haben sie super Stimmung gemacht in den heißen Phasen und so auch dafür gesorgt, dass wir das Spiel zu unseren Gunsten drehen konnten. Trotzdem schafft man es nicht so oft, mit 22 Fehlversuchen ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Da müssen wir uns ein wenig an die eigene Nase fassen, dass wir in beiden Anfangsphasen zu viele freie Bälle liegengelassen haben. Das hat heute gegen Hamm – nicht despektierlich gemeint – funktioniert, weil wir hinten raus eine sehr gute Torhüterleistung hatten. Aber es soll nicht zu viel Kritik sein: Die Saison ist lang und zäh, wir hatten die mentale Belastung durch die Situation beim Team HandbALL. Jetzt können wir uns wieder ein bisschen sammeln und freuen uns dann auf die letzten beiden Aufgaben mit einem schweren Auswärtsspiel in Leipzig und einem tollen Saisonfinale hier gegen die Füchse Berlin.“

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic (20 Paraden); Hutecek (4), Zehnder (8/4), Brosch (2), I. Guardiola (1), Simak, Laerke (5), Schagen, Blaauw, Schwarzer, Suton (8), Zerbe (2), Versteijnen, Houtepen

ASV Hamm-Westfalen: Hertlein (14 Paraden), Bozic; Huesmann (5/3), Fuchs, Patrail, Schulze (1), Zintel, Pretzewofsky (2), Bornemann (2), Orlowski, Meschke, Dayan (3), Savvas (5), von Boenigk (4), Bauer (3)